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Dieses Bild eines preußischen Lagers wurde von Timo entdeckt. Der Maler Ludwig Elsholtz (1805-1850) wurde für seine, meist militärische Szenen behandelnde Genrebilder gerühmt, die er mit feiner Beobachtungsgabe malte. |
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Anmerkung: Der folgende Text wurde per E-Mail verschickt von A. Bräunling <voglbraeu@online.de>. |
5.3.2. Lagerleben der Mannschaften 5.3.2.1 Kriegslager und Friedensgarnison Sollen Betrachtungen des preußischen Lagerlebens nicht zu falschen Schlüssen führen, muß zuvor eines betont werden: da der Soldat im Frieden grundsätzlich nicht kampierte [...], war die normale Herberge des Militärs nicht das Lager, sondern die Garnison. [...] Im Vergleich zum Leben in der Garnison ist das Leben im Lager für die Mannschaft weniger reglementiert, und nur wenige Tätigkeiten geschehen in der gesamten Armee abgesehen vom Dienst der Wachten zur gleichen Zeit. [...] Für die gesamte Armee gemeinsam gilt die Reveille: die Soldaten werden geweckt "...sobald man einen beschriebenen Zettel lesen kann". Auch der Zapfenstreich ertönt für die gesamte Armee zur gleichen Zeit durch einen Kanonenschuß der Artillerie und anschließendes Trommelschlagen nach Sonnenuntergang. [...] Gemeinsame Tätigkeiten innerhalb eines Bataillons kennt man im preußischen Lager nicht, abgesehen vom Exerzieren, das man aber nur in länger bestehenden Ruhelagern regelmäßig, und zwar bis zur Jahrhundertmitte [18. Jh.] zweimal wöchentlich, von da an aber öfters ausübt; [...] 5.3.2.2 Zeltkameradschaft Die wesentlichste und festeste soziale Einheit im Lager ist die Zeltkameradschaft, bestehend aus sechs bis sieben Gemeinen, einschließlich ihres Führers, dem Gefreiten. [...] In einigen Zelten schläft außer den Soldaten übrigens noch eine Frau, und zwar gibt es pro Kompanie durchschnittlich acht bis zwölf "Soldatenweiber". [...] den Frauen sie sind mit Soldaten verheiratet, die wohl grundsätzlich der gleichen Zeltgemeinschaft angehören - kommen bestimmte Funktionen zu: sie besorgen die Wäsche und handeln mit Lebensmitteln, während langer Märsche und Schlachten auch mit Wasser. [...] Wie weit sie zur Zeltkameradschaft direkt gehören (also zum Beispiel dem Gefreiten mit unterstehen) muß mangels sicherer Belege dahingestellt bleiben. [...] Die in einem Zelt vereinten Männer bilden jedoch nicht nur eine
Schlafgemeinschaft. Bräker beobachtet auch hier wieder scharf und schildert einprägsam:
"Jedes Zelt hatte seine sechs Mann und einen Überkompletten. Unter diesen sieben war
immer einer gefreit, dieser mußte gute Manneszucht halten. Von den sechs übrigen ging
einer auf Wache, einer mußte kochen, einer Proviant herbeiholen, einer ging nach Holz,
einer nach Stroh und einer machte den Seckelmeister, alle zusammen aber eine [...] 5.3.2.6 Freizeitgestaltung Eingangs wurde bereits erwähnt, daß dem Soldaten im Lager meist genügend Zeit bleibt, die er individuell verbringen kann. Selbst Bräker vermerkt dazu ausnahmsweise einmal ohne Mißbilligung über die preußischen Zustände - : "Die Wachten ausgenommen, konnte jeder machen was ihm beliebte, kegeln, spielen, in und außer dem Lager spazierengehen. Nur wenige hockten müßig in ihren Zelten. Der eine beschäftigte sich mit Gewehrputzen, der andere mit waschen, der dritte kochte, der vierte flickte Hosen, der fünfte Schuhe, der sechste schnifelte was von Holz und verkauft es den Bauern". In den offiziellen Quellen finden sich dazu noch einige bemerkenswerte Details. Das abendliche Sitzen bei den Marketendern wird durch den Zapfenstreich beendet; Versäumnisse sind aber offenbar üblich, denn "Bierpatrouillen" müssen nach dem Signal bei den Marketendern "...die Bursche zum ersten Mahl nach denen Compagnien jagen, zum andern Mahl aber in Arrest nehmen..." [...] Verboten aber ist den Soldaten das Spielen [...]. Gemeint ist hier das Spielen um Geld [...]. Und noch eine andere Art der Freizeitgestaltung ist den preußischen Soldaten verwehrt: "Huren" werden im Lager nicht geduldet, weniger aus moralischen Gründen, als vielmehr um der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten in der Armee vorzubeugen. [...] |